Hallo,
Also bei mir war das ganz anders.
Mama hat herrlich gekocht und gebacken. Ich war bei ihr zwar viel in der Küche, doch eigentlich nur, um mit ihr zu quatschen. Das Kochen und Backen interessierte mich eigentlich nur vom Produkt her, nicht aus dem Blickwinkel des Prozesses. Mama hatte auch keine besondere Freude daran, wenn man in der ohnedies nicht allzu großen Küche was machen wollte. Noch dazu hatte sie immer was auszusetzen. Also wurde in mir auch nicht gerade das Interesse am Kochen gefördert.
Im Gymnasium gab es ein Jahr lang den Freigegenstand Kochen. Gelernt haben wir nichts, lustig war's.
Während des Studiums lebte ich zu Hause, als ich dann daran dachte auszuziehen, verstarb Mama von einem Tag auf den anderen. Den Großteil ihrer Rezepte nahm sie mit ins Grab, denn sie hatte alles "aus dem Handgelenk" gemacht.
Einer meiner beiden Brüder hatte immer schon gerne gekocht, er hatte dabei Mama einfach aus der Küche geschmissen.

Dieser Bruder, der auch noch zu Hause lebte, übernahm einmal kurzfristig die Grundversorgung der Familie.
Das erste, was ich dann wirklich selbst nach dem Rezept aus einer Kochzeitschrift machte, war ein einfacher Rührkuchen, denn mein Bruder wollte nicht backen und ich hatte solche Sehnsucht nach so etwas, denn bei Mama hatte es zu jedem Wochenende Kuchen gegeben. Das Ergebnis war durchaus essens- und sehenswert.
Für die folgenden großen Ferien nahm ich mir vor, die Kunst des Kochens zu lernen. Hilfreich waren dabei Kochbücher, eine Tante (die so ähnliche Sachen wie meine Mutter kochte) und eine liebe Nachbarin (im Alter meiner Mutter), zu der ich mit jeder Frage kommen konnte. Nach den Sommerferien konnte ich's, ich versorgte von nun an die nun nur mehr dreiköpfige Familie, da mein Bruder auszog und die Ergebnisse waren immer in Ordnung.
Beim Backen machte ich natürlich auch weiter, spannend wurde es zu Weihnachten. Mein anderer Bruder und ich fanden die Rezepte für die Weihnachtsbäckerei (da hatte sich Mama immer ans Rezept gehalten) und sie schmeckte bereits so gut wie bei Mama... Im kommenden Fasching wagte ich mich auch an die ersten Faschingskrapfen (gefüllt und nicht gespritzt) und auch die wurden fein.
Nicht alles hat auf Anhieb toll funktioniert, z.B. der Strudelteig. Da zeigte mir die Nachbarin, welche Konsistenz er haben muss, um dann gut ziehbar zu sein.
Heute kann ich mir auch ohne Kochbuch ganz gut vorstellen, wie dies oder das zu machen ist. Und Rezepte verwende ich auch kaum mehr...
Beste Grüße,
Uli
Das Leben ist zu kurz für Knäckebrot.