Eine kleine Kulturgeschichte des Kümmels
„Kümmelbrot – unser Tod“. Keine Angst, dieser Spruch hat zu keiner Zeit die Allgemeinheit betroffen, sondern wurde ausschließlich Hexen in den Mund gelegt. Ganz im Gegenteil zählt Kümmel zu den am frühesten archäologisch nachgewiesenen Gewürzen, es ist allerdings unklar, ob wirklich schon seit Jahrtausenden auch damit gewürzt wurde. Spätestens seit dem Mittelalter begann der Kümmel aber seinen Siegeszug – bis er allerdings seinen bis heute unangefochtenen Fixplatz in der mitteleuropäischen Küche erlangte, sollte noch einige Zeit vergehen. Erst seit dem 16. Jh. erfreut sich das Würzkraut nämlich seines Geschmackes und seiner den Bauch beruhigenden Wirkung wegen größter Beliebtheit. So legte man einen Topf mit Kümmel unter das Bett von Kindern, um ihnen einen ruhigen Schlaf zu bescheren, und Hexen fürchteten dem Volksglauben nach wenig so sehr wie Kümmel – daher der eingangs genannte Spruch. Mittlerweile weiß man, dass der stark duftende Kümmel keiner Seele etwas zu leide tut, sondern, da er in unseren Breiten bevorzugt fette Speisen würzt, ein wahrer Wohltäter für jedermann ist.
Biologisches
Der echte Kümmel ist vor allem eine in Europa sehr geschätzte Pflanze, die zwei- bis mehrjährig gedeiht, also erst ab dem 2. Jahr geerntet werden kann. Das zwischen ½ und 1 m hoch werdende Fruchtgewürz trägt zarte weiß-rosa Blüten in Form von Dolden. Die winzigen Früchte, die die einzelnen Blüten hervorbringen, sind 3-7 mm lang, bräunlich-grau und erinnern von ihrer Form entfernt an Kipferl. Auch wenn der Name Kümmel sich vom lateinischen Wort cuminum für Kreuzkümmel ableitet, so sind die beiden keinesfalls zu verwechseln – sie unterscheiden sich nicht nur botanisch gesehen, sondern schmecken auch völlig verschieden.
Für Körper und Gesundheit
Wenn man bereits vor Jahrhunderten ein Kümmeltöpfchen verwendete, um den Kindern das Schlafen zu erleichtern, so weist das nur darauf hin, dass die hilfreichen Eigenschaften des Kümmels bei Verdauungsbeschwerden von Kindern schon lange bekannt sind. Bis heute wird Kümmel in Form von Arzneimitteln, Tees und Öl, aber auch als Likör gegen viele Arten von Verdauungsproblemen – von einem nervösen Magen, über Völlegefühl bis hin zu Bauchkrämpfen – effektiv eingesetzt.