Wie man dieses theoretische Wissen dann in die Praxis umsetzt, ist wieder eine andere Sache, nicht zuletzt eine Frage des Budgets. Vielleicht haben Sie sich bis jetzt noch gar nicht viel aus Wein gemacht und wenn überhaupt manchmal vielleicht einen G’spritzten getrunken? Oder Sie haben im Laufe der Jahre eine Vorlieben für gewisse Weinsorten entwickeln, andere wiederum gar nicht gemocht?
Billig ist nicht immer gut
Ein kurzer Rat vorab: Kaufen Sie nicht unbedingt den billigsten Wein, hüten Sie sich vor Tetrapak-Weinen und erstehen Sie kein Sonderangebot mit 4 Litern Wein um 3 Euro. Das ist in 9 von 10 Fällen billigste Massenware, die mit ernsthafter Winzerarbeit nur mehr sehr am Rande zu tun hat und vielleicht sogar Ihrer Gesundheit schadet. Lieber eine Flasche weniger kaufen, dafür von einem etwas besseren Wein.
Und bitte nicht dem Trugschluss erliegen, dass es bei einem G’spritzten, also einem mit Mineralwasser gemischten Wein, ohnehin egal ist, ob man einen Fusel zu sich nimmt oder nicht. Am nächsten Morgen merken Sie, dass das nicht stimmt.
Trocken, halbtrocken oder süß?
Dieser Ratschlag gilt übrigens auch und ganz besonders für süße Weine. (Man findet auf jedem seriösen Weinetikett den Hinweis, ob der Wein trocken, halbtrocken oder süß ist.) Qualitätsvolle Süßweine sind einfach nicht billig, weil die Zahl der für eine Flasche verwendeten Trauben wesentlich höher ist als bei trockenem Wein.
Dennoch gibt es gerade in Österreich auch viele Weine, die Herz und Gaumen erfreuen und dabei auch für kleinere Brieftaschen durchaus leistbar sind. In jedem Falle gilt die Regel: Lieber etwas teurere Qualität genießen, als billigen Fusel reinschütten. In diesem Sinne: Prost!
KLEINES WEIN LEXIKON
Abgang
Ob ein Wein einen langen oder kurzen Abgang hat, hängt davon ab, wie lange du ihn nach dem Hinunterschlucken noch am Gaumen „nach-schmecken“ kannst. Kunstvoll gekelterte (und daher auch meist etwas alkoholreichere) Weine haben einen langen Abgang, leichte, unkomplizierte Weine einen kurzen.
Barolo und Barbaresco
Italienische Top-Rotweine aus dem Piemont, die unglaublich voll, schwer und alkoholträchtig sind.
Barrique
Weine, die „in Barrique ausgebaut“ werden, reifen in teuren Eichenfässern heran und kosten dementsprechend. Du kannst solche Weine an einem mehr oder weniger starken Holzton im Geschmack erkennen. Durch neue Technologien (Barrique-Chips) kann man diese Geschmacksnote allerdings auch künstlich erzielen. Blauburgunder (Pinot Noir, Pinot Nero) Rotweine, die besonders rund schmecken, hocharomatisch duften und einen zarten Bittermandelton haben.
Blaufränkischer
Kräftiger Rotwein mit leichter Säure.
Bordeaux
Französisches Weinbaugebiet, das als das beste der Welt gilt. In den so genannten Châteaux (Weingütern) in Médoc, Saint-Emilion, Pomerol und Graves werden Rotweine gekeltert, die zu Spitzenpreisen gehandelt werden. Diese Spitzen-Winzer könntest du dir merken: Lafite-Rothschild, Latour, Margaux, Mouton-Rothschild, Petrus und Pichon-Lalande.
Brunello di Montalcino
Italienische Rotweine aus der Toskana, die in allen Belangen ganz vorne liegen.
Bukett
Nichts anderes als der Duft des Weines. Den kannst du allerdings nur dann erschnuppern, wenn du den Wein in ein Glas mit breiter Öffnung einschenkst. Wein-Profis übertreffen sich dabei mit den kuriosesten Begriffen, „Duftet nach Zigarrenkiste, Leder, Asche“ etc.
Burgund
Ob Bordeaux oder Burgund Weltmeister ist, ist Ansichtssache. Fakt ist, dass aus dem Weinbaugebiet im Nordosten Frankreichs Spitzenweine kommen. Drei der besten weißen: Chablis, Montrachet und Meursault, drei der besten roten: Chambertin, Volnay, Romanée-Conti.
Cabernet-Sauvignon
Die „Leitsorte des Bordeaux“ ist ein voller, kräftiger, nach Johannesbeeren duftender Rotwein, der heute in allen großen Rotweinländern der Welt (auch in Österreich) mit großem Erfolg angebaut wird.
Chardonnay (Morillon)
Die klassische Weißweinrebe der Bourgogne erinnert mit ihrem kräftigen, mandeligen Aroma oft an Bananen und exotische Früchte. Du kennst ihn vielleicht, da er in letzter Zeit speziell bei jungen Damen extrem beliebt ist. Was ihm bei manchen das Etikett „Tussi-Wein“ eingebracht hat. Zu Unrecht,
wie wir meinen.
Chianti
Italienischer Rotwein aus der Toskana, der in der Topliga (Antinori, Castello di Rampolla u.v.a.) das ziemlich exakte Gegenteil eines Pizzeria-Weins ist. Spricht sich übrigens „Kianti“ aus, bitte nicht „Tschianti“.
Cuvée
Verschnitt, du kannst auch Mischung sagen, aus verschiedenen bereits im Fass oder im Stahltank vergorenen Weinen, die dann oft genug einen Top-Wein ergeben. Hat nichts mit Panscherei zu tun, da dahinter (ähnlich wie beim Saucenkochen) viel Mühe und Geschmackssinn steckt.
Dekantieren
Besonders kräftige (teure) Rotweine, aber auch sehr gehaltvolle Weißweine, sollten, bevor sie getrunken werden, in eine Karaffe umgegossen werden, um ihnen „Luft zum Atmen“ zu geben. Sonst kann der Wein sein Aroma nicht entfalten und schmeckt „verschlossen“. In der Flasche bleibt dabei der Bodensatz zurück, den man Depot nennt.
Eiswein
Süßwein, der aus gefrorenen Trauben gekeltert wird.
Grüner Veltliner
Fruchtig-leichter österreichischer Wein, meist aus der Wachau und deren Umland und dem Weinviertel, mit angenehmer Säure und dem typischen „Pfefferl“-Aroma. In Einzelfällen können Grüne Veltliner jedoch auch machtvolle Weißweine von Weltgeltung sein.
G’spritzter, Spritzer
Wein, der mit Mineralwasser 1:1 gemischt wird.
Korkgeschmack
Wenn der Wein genauso schmeckt, wie der Kork riecht, dann ist er fehlerhaft. Er „korkt“. Im Restaurant kannst du ihn zurückschicken, zu Hause machst du am besten ein Huhn in Weinsauce daraus, weil der Korkgeschmack im Laufe des Dünstens verschwindet.
Merlot
Der klassische Gefährte des Cabernet-Sauvignon aus der Bordeaux-Cuvée kann auch für sich allein genommen starke Auftritte haben (z. B. im weltberühmten Château Petrus).
Müller-Thurgau
Ein säurearmer, nach Muskat duftender Weißwein.
Muskateller
Der oft auch „Nasenwein“ oder „Parfumwein“ genannte Weißwein aus der Muskatellerrebe wird sowohl duftig, leicht und trocken (vor allem in der Steiermark) als auch süß (leider oft als Billigwein) ausgebaut.
Muskat-Ottonel
Weißweinrebe mit Muskatbukett von milder, säurearmer Würzigkeit, dafür mit intensivem Fruchtaroma.
Neuburger
Mild-bekömmlicher Weißwein aus der Burgunderfamilie, der mitunter nach Honig, oft aber auch angenehm nussig schmeckt.
Önologe
Das ist ein Wein-Auskenner, der sich professionell, meist in großen Weingütern, mit dem Wein-An- und -ausbau beschäftigt und häufig auch den Stil eines großen Weinhauses prägt.
Trockenbeerenauslese
Wein, der aus jenen Trauben gekeltert wird, die der Winzer so lange am Stock hängen lässt, bis sie von „Edelfäule“ (Botrytis) befallen werden und auf die Größe einer Rosine schrumpfen. Schmeckt dadurch recht süß und braucht daher auch als Gegengewicht viel Säure.
Uhudler
Wein, der nur in der Steiermark und im südlichen Burgenland wächst und einen ganz typischen, säuerlichen Geschmack besitzt. Scherzhaft auch als „Heckenklescher“ bezeichnet.
Weißburgunder
Der „kleinere Bruder“ des Chardonnay bringt gerade in Österreich immer wieder finessenreiche, duftig-kräftige Kreszenzen mit leichtem Mandelaroma hervor.
Welschriesling
Fast immer sehr leichter Weißwein mit fruchtigem Aroma und mitunter recht dominanter Säure.
Zweigelt
Angenehmer, in Österreich entstandener und auch sehr beliebter Rotwein, der teils recht fruchtig, teils auch ein bisschen herb sein, aber auch zu einer wahrhaft großen Kreszenz heranwachsen kann.