Von der Donau im Süden bis zur tschechischen Grenze im Norden, vom Manhartsberg im Westen bis zur slowakischen Grenze im Osten erstreckt sich das Weinbaugebiet Weinviertel insgesamt – doch Weinviertel ist nicht gleich Weinviertel, und neben dem General Grüner Veltliner ist ein stattliches Regiment an Rebsorten anzutreffen. Auf Grund verschiedener Bedingungen – besonders, was die klimatischen Einflüsse und geologischen Bedingungen betrifft – lässt sich eine Dreiteilung des Weinbaugebietes vornehmen.
Im westlichen Rebenmeer sollte jeder Weinreisende zwei Inseln ansteuern, beginnend im Land um Retz mit seinen monumentalen Kelleranlagen unter der Altstadt, die auf die historische Bedeutung des dortigen Weinhandels erinnern. Das trockene Kleinklima hat hier von jeher die Rotweinerzeugung begünstigt, so wie auch im „Mailberg Valley“, einer ausgedehnten Kessellage. Ein Ankerpunkt für Weißweinliebhaber ist eine weitere Insel, diesmal mit Urgesteinsformationen in der Umgebung von Röschitz, wo Grüne Veltliner und Rieslinge mit mineralischer Finesse und tiefer Würze aufwarten.
Der nordöstliche Teil des Weinviertels mit der Weinhauptstadt Poysdorf steht im Zeichen des Schaumweins. Welschriesling und Grüner Veltliner, vorwiegend gewachsen auf Lössböden, liefern die idealen Grundweine für Österreichs bekannteste Sekte. So prickelnd die Erzeugnisse sein mögen, so sanft präsentiert sich die Landschaft – mit weichen Hügeln und weithin aus den Dörfern gezogenen Kellergassen. „Dörfer ohne Rauchfänge“ werden sie genannt, und die tief in den Löss gegrabenen Kellerröhren sind bis heute unübertroffen zur natürlichen Reifung des Weins. Die Nordgrenze des Weinviertels markieren die Kalkklippen von Staatz und Falkenstein, einem Fixpunkt für fruchtbetonte Weißweine.
Weiter im Südosten, an der Grenze zum Marchfeld rund um den zentralen Ort Mannersdorf, macht sich der pannonische Klimaeinfluss gehörig bemerkbar. Im Zusammenspiel mit der Flussnähe der March herrschen beste Bedingungen für Rieslinge, Burgunder und sogar aromatische Rebsorten wie Traminer – bis hinauf in hohe Prädikatsstufen. Nach einem Zwischenstopp in Wolkersdorf, wo neben Veltliner auch Weißburgunder zur Reife gelangt, ist auf dem Weg zur Südgrenze des Weinviertels noch die Region an den Hängen des Bisamberges als Heimstätte pikanter Rieslinge hervorzuheben.
Doch zum Schluss nochmals zurück zum Hauptdarsteller des Weinviertler Weingenusses, dem Grünen Veltliner: Rund 8.500 Hektar bedeuten nicht nur die Hälfte des gesamten Bestandes in Österreich, sondern auch knapp die Hälfte weltweit. Dessen ungeachtet – und auch über alle unterschiedlichen Bodentypen und große Entfernungen zwischen den Weinorten hinweg – ist die Sorte an einer äußerst typischen Geschmacksnote zu erkennen: dem so genannten "Pfefferl". Zur Assoziation an grünen, weißen und bei höherer Reife auch schwarzen Pfeffer kommen fruchtbetontes Bukett und frische Säure. Dieses charakteristische Trio wurde 2003 zur Definition für "Weinviertel DAC". "Districtus Austriae Controllatus", die erste kontrollierte Herkunftsbezeichnung, hat Vorbildwirkung für ganz Österreich.