ichkoche.at: Herr Dr. Matthai, Sie sind Mediziner.
Wie häufig haben Sie mit Narungsmittelunverträglichkeiten zu tun?
Dr. Matthai: Die Zahl der Patienten, die an Narungsmittelunverträglichkeiten leiden nimmt zu. Dabei muss man sich als Arzt die Frage stellen, ob die Häufigkeit der NMUs zunimmt oder sich die Patienten einfach mehr auf Narungsmittelunverträglichkeitens untersuchen lassen und diese dann diagnostiziert werden. Ich persönlich sehe mehrere Betroffene pro Woche.
ichkoche.at: Welche Symptome lassen am häufigsten auf Narungsmittelunverträglichkeiten schließen?
Dr. Matthai: Blähungen, Durchfälle, Bauchkrämpfe, Völlegefühl, generelles Unwohlsein, chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Hautausschläge.
ichkoc he.at: Was ist Ihrer Meinung nach die beste Methode Narungsmittelunverträglichkeiten zu testen? Zu welchen Tests raten Sie Ihren Patienten?
Dr. Matthai: Mittlerweile sind die Möglichkeiten sich austesten zu lassen sehr vielfältig. Worauf ich meine Patienten vorweg immer aufmerksam mache ist, dass sie sich dessen bewusst sein müssen, dass bei dem Ergebnis möglicherweise eine Vielzahl von Lebensmitteln auf der „ Verbotsliste“ stehen wird, die sie dann nicht mehr konsumieren sollten. Immer wieder berichten Patienten dann von aufgelisteten Lebensmitteln, die sie über die Jahre beschwerdefrei essen konnten und nun zur Gänze darauf verzichten sollen?
Vor der Austestung auf Narungsmittelunverträglichkeiten muss immer eine sorgfältige Anamnese erfolgen. Das ist ganz wichtig. Die üblichen Methoden basieren auf Blutabnahmen, Atem- und Hauttests. Ich persönlich empfehle in erster Linie einmal ein sorgfältiges Ernährungstagebuch zu führen. Dabei kann der Patientin durch genaue Notizen sehr oft erkennen was er verträgt und was nicht. Wenn man sich dann zu einer Austestung entschließt, sollte man primär auf die Qualität des untersuchenden Labors achten.
ichkoche.at: Wie beurteilen Sie die vielen „neumodischen“ Schnelltests. (York, Pro Nutri)
Dr. Matthai: Innovative Methoden sind gut, müssen aber immer auf Seriosität, Qualität und das Preis-Leistungsverhältnis geprüft werden.
ichkoche.at: Warum nehmen so viele Mediziner diese Art der Erkrankung „nicht ernst“? Viele Patienten fühlen sich allein gelassen bzw. nicht richtig verstanden.
Dr. Matthai: Ich sehe in der Ernährung nicht nur ein großes Potenzial, sondern auch eine ganz wichtige Säule in Bezug auf die Gesunderhaltung und die Entstehung von Krankheiten. Über die Ernährung kann jeder Patientin in Selbstverantwortung seinen Beitrag zur Gesundheit leisten. Das ist ganz wichtig. Man muss sich intensiv mit diesem Thema beschäftigen, um die Wichtigkeit zu erkennen.
ichkoche.at: Wie sieht es mit den Kosten aus und werden diese von den Krankenkassen übernommen?
Dr. Matthai: Die Kosten für Narungsmittelunverträglichkeits-Tests und auch für Ernährungsberatung variieren und werden leider in den meisten Fällen von den Krankenkassen nicht getragen.
ichkoche.at: Sehen Sie es kritisch, dass die Ernährungslehre in der Ausbildung der Ärzte eine sehr untergeordnete Rolle spielt?
Dr. Matthai: Ich halte die Ernährungslehre für einen ganz wichtigen Bereich in der Medizin.
Aus diesem Grund bin ich passionierter Ernährungsmediziner. Natürlich wäre es wünschenswert, dass sich mehr Mediziner mit diesem Thema beschäftigen. Es muss sich jetzt aber auch nicht jeder mit diesem Thema auseinandersetzen. Dafür soll es wie in allen Bereichen Spezialisten geben.
ichkoche.at: Wie hoch ist Ihrer Meinung nach der Prozentsatz an ernsthaften Erkrankungen als Folge von nicht erkannten oder nicht behandelten Narungsmittelunverträglichkeiten .
Dr. Matthai: Patienten, die an Narungsmittelunverträglichkeiten leiden, erfahren einen entscheidenden Verlust an Lebensqualität. Und das nahezu täglich. Diese chronischen Situationen belasten in weiterer Folge nicht nur den Magen-Darm-Trakt, sondern auch die Psyche.
Ein klarer Prozentsatz ist dabei sehr schwer einzuschätzen.
ichkoche.at: Werden Atemtests oder Histaminbluttests vom Arzt verschrieben?
Dr. Matthai: In den meisten Fällen suchen die Patienten ein Labor auf, lassen sich vom Praktischen Arzt beraten oder gehen zu Ärzten, die diese Tests anbieten.
ichkoche.at: Wie stehen Sie zu „alternativen“ Methoden wir z.B. der Kinesiologie. Kann man damit Narungsmittelunverträglichkeiten verlässlich feststellen und kann man diese wirklich einfach löschen?
Dr. Matthai: Als Schulmediziner und jemand der seine Ausbildung an einer Universitätsklinik gemacht, habe ich mir immer einen wissenschaftlichen Zugang beibehalten. Trotzdem bin ich offen für Komplementär – und Alternativmedizinische Methoden. Bei der Wahl eines Tests muss sich der Patient gut beraten lassen, im Endeffekt aber selbst die Entscheidung treffen, für welche Art der Testung er sich entscheidet. Wenn man an Kinesiologie glaubt, kann man es ausprobieren. Sicherheiten sind dabei aber nicht garantiert. Eine Diät, bei der der Patient die unverträglichen Lebensmittel meidet, führt beim Großteil der Betroffenen zu einer entscheidenden Verbesserung der Beschwerden.
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