Von Krapfen, Baumküssen & der "Percht"…
Um den 6. Jänner, den Dreikönigstag (das Fest der heiligen drei Könige oder Epiphaniefest), rankten sich seit jeher viele zahlreiche verschiedene kulinarische Brauchtümer. Aufzeichnungen zufolge reichen einige davon, wie beispielsweise der Dreikönigskuchen, tatsächlich zurück bis in die Antike. Auch in unseren Breiten, dem einst großen und heute so kleinen, Österreich gab es neben den Sternsingern seit jeher auch ganz eigene, regional unterschiedliche, kulinarische Brauchtümer rund um die Heiligen Drei Könige.
Eine nicht unwesentliche Rolle spielten dabei – man glaubt es kaum – Krapfen! Diese wurden in manchen Teilen Österreichs, beispielsweise dem Salzkammergut, am Vorabend der Dreikönigsnacht gebacken und im Zuge spezieller Dreikönigsumzüge- und Prozessionen, bei welchen Vermummte von Haus zu Haus gingen, an die Besucher verteilt.
Auch mit Krapfen zu tun hatte der, zugegeben etwas kurios anmutende, Brauch des "Baumküssens": Dem Volksglauben nach barg die Dreikönigsnacht einen speziellen Fruchtbarkeitssegen, weswegen man sich den Mund mit Krapfen füllte, Apfelbäume mit vollem Mund küsste und sprach: "Bám, Bám, i buß die, wier so voll wie mei Maul!" Passend dazu kennt man auch heute noch die alte Bauernregel:
Dreikönigsabend hell und klar, verspricht ein gutes Erntejahr!
Andere, weit weniger seltsame, kulinarische Bräuche waren (und sind teils bis heute!) in bestimmten Regionen Unterkärntens sowie der Oststeiermark bekannt. Einer alten Sage zur Folge soll in der Nacht vor Dreikönig "die Percht" (auch "Pechtra Baba" oder "Pudelmuatta") umherziehen: Nach Einbruch der Dunkelheit zieht sie in die Häuser der Familien ein, um Nachsicht zu halten. Dabei streut "die Percht" hektisch Gaben in Küchen und Stuben, um für das neue Jahr alles Böse aus dem Haus zu vertreiben. Früher waren dies oft Äpfel, Rüben, Nüsse, Erdäpfel oder Orangen, mittlerweile wurden diese aber von Schokolade, Zuckerl & Co. abgelöst.
Übrigens: Auch im geografisch sehr nahe gelegenen Italien bringt in der Nacht von 5. auf 6. Jänner bis heute die Hexe "Befana" – sozusagen die italienische "Percht" – Geschenke in die Häuser der Menschen…
Viele dieser einst weit verbreiteten Bräuche sind im Laufe der Jahrzehnte längst in Vergessenheit geraten. Die beiden bekanntesten Brauchtümer aber, die sogenannte "Sampermili" und der von Frankreich bis nach New Orleans bekannte "Dreikönigskuchen", werden vielerorts tatsächlich auch heute noch ausgeübt!
"Sampermili" oder "Perchtmilch"
In Süddeutschland und Österreich war, speziell in den ländlichen Regionen, lange Zeit der Brauch der "Sampermili", auch "Perchtmilch", üblich: Am Vorabend der Heiligen Drei Könige wird im Haus ein Teller mit warmer Milch, in welche oftmals Semmeln eingebrockt wurden, bereitgestellt. Nach dem Abendessen nimmt jeder Bewohner des Hauses einen Löffel davon zu sich, um das kommende Jahr über mit Fruchtbarkeit gesegnet zu sein. Die übrige Milch, sowie alle Löffel – für jeden Hausbewohner einen, plus einem zusätzlichen für die "Percht" – werden über Nacht bei Tisch belassen. In der Dreikönigsnacht zieht die "Percht" schließlich in die Häuser der Menschen ein, um Nachschau zu halten. Tags darauf wurde schon frühmorgens nachgesehen, ob die Milch getrunken wurde und an wessen Löffel sich über Nacht Rahm angesetzt hatte – denn:
Wer den meisten Rahm auf seinem Löffel findet, ist im kommenden Jahr mit dem meisten Glück gesegnet!
Über die Jahre hinweg ist dieser Brauch mehr und mehr in Vergessenheit geraten – heute sind "Sampermili" und "Perchtmilch" mancherorts noch als "Dreikönigsmilch" bekannt und werden braven, durchgefrorenen Sternsingern gerne als Stärkung gereicht.
Der Dreikönigskuchen & sein Bohnenkönig
Der Dreikönigskuchen ist wohl das weitgehend bekannteste kulinarische Brauchtum rund um die Heiligen Drei Könige; erfreut sich das Festtagsgebäck doch von Frankreich über die Schweiz, über Österreich und Portugal, bis nach Mexiko und New Orleans größter Beliebtheit!
Aufzeichnungen zufolge gibt es den Dreikönigskuchen in unterschiedlichen Formen bereits seit der Antike, wobei Rezepturen und Zubereitungsvarianten seit jeher regional variierten. Die bekanntesten Varianten des Dreikönigskuchens sind wohl die französische "Galette des rois", ein feiner Blätterteigkuchen, sowie der Schweizer "Dreikönigskuchen" aus flaumigem Brioche in Blumenform.
Von Blätterteig bis Brioche, von Kranz bis Laib gibt es, je nach Land und Region, also viele verschiedene Erscheinungsformen des Dreikönigskuchens. Eines aber eint sie alle: Die Tradition, in den Kuchen eine Bohne, Mandel, Erbse, Münze oder andere kleine Gegenstände, wie Porzellan- oder Plastikfigürchen, einzubacken. Wer den Gegenstand – früher meist eine Bohne – in seinem Stück Kuchen findet, wird zum "Bohnenkönig" ernannt und darf einen Tag lang das Dasein als "König" mit all seinen Vorzügen genießen und sich verwöhnen lassen. Wahlweise wurden früher auch mehrere Objekte in den Kuchen eingebacken, um neben dem König auch einige weitere "Hofämter" (z.B. "Marschall des Königs") an die Feiergesellschaft zu vergeben. Industriell gefertigten Dreikönigskuchen wird zudem ein Papierkrönchen beigelegt, um den Bohnenkönig angemessen krönen zu können.
Auch in kleinen Teilen Österreichs ist es üblich, zum Fest der Heiligen Drei Könige einen Dreikönigskuchen zu backen. In unseren Breiten handelt es sich dabei um süßes Germgebäck in Form eines Sechsecks, bzw. einer sechsblättrigen Blüte, und einem zentralen, großen Mittelstück.
Dreikönigskuchen aus aller Welt:
Spanien: "Roscón de Reyes" (Königskranz) & "Tortell de Reis" (Königskuchen)
Frankreis: "Galette des Rois" & "Gâteau des Rois" ("Couronne des Rois")
Portugal & Brasilien: "Bolo Rei"
Mexiko: "Rosca de Reyes"
New Orleans: "King Cake" & "French King Cake"
Griechenland: "Vasilopita" ("Königsbrot"), wird traditionell bereits am 1. Jänner verzehrt