Eine kleine Kulturgeschichte der Artischocke
Als der Schürzenjäger Zeus einer unwilligen Sterblichen verfiel, soll er sie vor Zorn über ihre mangelnde Kooperationsbereitschaft kurzerhand in eine stachlige Artischocke verwandelt haben. Dieser Geschichte fehlt zwar der antike Kern, die alten Griechen hätten der Artischocke aber kaum eine schönere Liebeserklärung machen können. Denn Vorläufer unserer Artischocke schätzte man im alten Ägypten genauso wie im dekadenten Rom der Kaiserzeit. Erst im 15. Jh. wurde die Artischocke dann über Arabien in der uns heute bekannten kultivierten Form nach Italien gebracht. Von Katharina von Medici angeblich in ihre neue Heimat Frankreich mitübersiedelt, wurden Artischocken hier bald v.a. ihrer aphrodisierenden Wirkung wegen zum exklusiven Modegemüse der französischen Aristokratie. So eroberte das Herz der Artischocke im Lauf der Zeit nicht nur jenes von Königen, sondern auch die Gaumen der Welt.
Biologisches
Die charakteristische Bitterkeit der Artischocke liegt bei diesem Korbblütengewächs in der Familie – ähnlich herb sind auch die Verwandten Chicorée und Endivie. Artischocken wachsen auf bis zu 2 m hohen distelartige Stauden, die in gemäßigt-warmem Klima, also mitunter auch in Österreich, gedeihen. Die schmackhaften grünen oder violetten Blütenköpfe werden mit Stiel und Blättern geerntet, solange die Blüten geschlossen sind – andernfalls ist der Geschmack zu bitter. Saison haben sie bei uns im August.
Für Körper und Gesundheit
Die aphrodisierende Wirkung mag der Artischocke seit Jahrhunderten zu ihrem guten Ruf verholfen haben. Aber dieses Gemüse ist ein wahrer Gesundbrunnen für Genießer: Ihr Bitterstoff Cynarin unterstützt die Gallen- und Leberfunktion und hilft generell bei Verdauungsproblemen. Sie wirkt auch appetitanregend, harntreibend, bluttfettregulierend und blutreinigend. Bei nur 24 kcal/ 100 g liefert das Gemüse zudem Kalium, Magnesium, viel Folsäure, Vitamin C und B6, Eisen, Provitamin A und Vitamin B1.
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