Eine kleine Kulturgeschichte des Rucola
"Minder nicht passend auch ist's, wollüstigen Senf zu vermeiden" - mit so schönen Worten rät der antike Fachmann in Liebesdingen Ovid den Lesern seiner Liebeskunst dringend davon ab, den hier mit Senf übersetzten Rucola zu essen, wenn man von Liebesverlangen frei sein möchte. Denn seit der Antike galt der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Rucola nicht nur als sehr beliebtes Gemüse und Würzmittel, sondern er wurde auch als Aphrodisiakum sehr geschätzt. Zwar würdigte man im Mittelalter ebenso wie schon der römische Arzt Galen auch die heilenden Kräfte der Rauke, im Mittelpunkt stand aber stets die Eigenschaft, dass Rauke zur Unkeuschheit „reytze“, wie man im 16. Jh. noch genauso lesen konnte wie bei Ovid. Weniger romantisch ist die Bedeutung der weißen Raukenblüten in der Blumensprache: hier stehen sie nämlich für Betrug, da sie abends einen wunderbaren Duft verströmen, von dem morgens nichts mehr wahrnehmbar ist. Zum Glück verliert aber der Rucola-Salat keineswegs über Nacht seinen angenehm bitteren Geschmack.
Biologisches
Der bis zu 75 cm hoch werdende Kreuzblütler ist eine einjährige Pflanze mit charakteristischen gezackten Blättern, die ein wenig an Löwenzahn erinnern. Die „trügerischen“ weißen Blüten verschönern die ursprünglich als Saatunkraut wachsende Pflanze. Mit Kren und Senf als nahen Verwandten verwundert es nicht, dass sich Rucola durch seinen bitter-scharfen Geschmack auszeichnet. Das Kauen der ölhaltigen Samen soll früher nicht nur geholfen haben, eine Folter durch Peitschenhiebe zu überstehen, sondern aus ihnen wird in Indien bis heute das als Speiseöl oder zu medizinischen Zwecken verwendete Jamba- oder Taramiraöl gewonnen.
Für Körper und Gesundheit
Ganz abgesehen von seinen seit jeher bekannten aphrodisischen Kräften, setzt man Rauke schon seit langem auch als Mittel bei Verdauungsbeschwerden ein. Diese verdauungsfördernde Eigenschaft verdankt der Rucola seinen Senfölen, durch die er auch antibakteriell wirkt. Eine hohe Konzentration von Mineralstoffen wie Kalium und Natrium sorgt für seine harntreibende Wirkung. Und sein scharfer Geschmack regt schließlich nicht nur den Verdauungsapparat an, sondern belebt und tonisiert den ganzen Körper. Wegen seines mitunter hohen Nitrat-Gehaltes sollte man lieber junge Blätter verwenden - sie haben noch nicht so viel Nitrat gespeichert.
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