Eine kleine Kulturgeschichte des Wacholders
Eine böse Stiefmutter schlachtet ihren Stiefsohn, kocht ihn und setzt ihn ihrem Mann vor. Nachdem die Knochen des armen Kindes unter einen Baum gelegt werden, ersteht der Sohn wie eine Art Phönix aus der Asche wieder auf. Das zentrale Element dieses brutalen Grimm-Märchens „Machandelbaum“ ist kein anderes als der Wacholderbaum. Seine bizarre Gestalt, seine immergrünen Blätter und die Eigenschaft, auch an den unwirtlichen Plätzen wie Mooren zu wachsen, ließen den Wacholder schon seit jeher in einem mystischen Licht erscheinen. Als Ort der Schnittstelle zwischen Leben und Tod, als die der Wacholderbaum gesehen wurde, ist es nicht erstaunlich, dass man früher sogar vor ihm den Hut zog bzw. sich ein Zweiglein auf den Hut steckte, um vor bösen Geistern und Dämonen geschützt zu werden.
Biologisches
Die Eigenschaft des Wacholders, immergrün zu sein, brachte ihm seinen Namen ein - denn das althochdeutsche Wort wechelder heißt „lebendiger Strauch“ und spielt genau auf seine stets grüne Farbe an. Der Strauch oder Baum kann über 10 m hoch werden und zeichnet sich durch größte Formenvielfalt aus. Auf den mit spitzen Nadeln besetzten, verzweigten Ästen der weiblichen schlanken, oder auch ganz rundlichen Pflanze wachsen die Samenzapfen, die wir fälschlicherweise als Wacholderbeeren bezeichnen. Bis die bläulich-schwarzen, bis zu einem cm großen Scheinbeeren reif sind, kann es schon drei Jahre dauern. Aber gut Ding braucht eben manchmal Weile.
Für Körper und Gesundheit
Die positiven Eigenschaften von Wacholder auf die Gesundheit sind seit langem ein offenes Geheimnis: schon römische Ärzte wussten um seine heilende Wirkung bei Nierenbeschwerden und Husten. Mittelalterliche Gelehrte wiesen wiederum auf seine Eigenschaft hin, bei Magen- und Verdauungsbeschwerden beste Ergebnisse zu erzielen. Bis heute sind es diese drei Anwendungsgebiete, in denen man Wacholder als Arzneimittel anwendet.