Es war sehr hart. Jeder hat gesagt: Bauern und Eis machen? Das passt nicht!"
Von Eiszeit ist hier am Hof, trotz soeben wieder voll gestarteter Eisproduktion, allerdings keine Spur: Mit freundlichem Lächeln beschert uns "die Eis Greisslerin", Chefin Andrea Blochberger, einen herzlichen Empfang. Beeindruckend, was sie und "ihr" Eis Greissler Georg im Laufe der letzten Jahre geschaffen haben: "Wir haben Joghurt und Schulmilch für Wiener Schulen, Kindergärten und Spitäler gemacht. Wegen dem 'Sommerloch‘ sind wir auf die Idee gekommen: Wir probieren's mit Eis!“, erzählt sie. "Was, glaub ich, ein wichtiger Punkt ist, ist unsere Geschichte: Die Leute können herkommen, sie sehen da drüben die Kühe, hier wird das Eis gemacht... Wir wollten uns abheben vom typischen, italienischen Eissalon. Einfach so, wie wir sind: Das Natürliche, der Landhausstil. Das war uns wichtig.“
Durch und durch authentisch ist er, der "Eis Greissler", das wird spätestens dann klar, wenn die sympathische Chefin höchst selbst schwungvoll das Tor des großen Freilaufstalls öffnet und lächelnd ihre "fellige" Belegschaft präsentiert: Die Kühe! Oder, wie Familie Blochberger sie liebevoll nennt: "Unsere Mitarbeiter!“ Sicher, ihr Berufsbild habe sich mit den Jahren stark gewandelt: "Vor 15 Jahren sind wir in der Früh und am Abend in den Stall gegangen. Mittlerweile sind wir relativ selten in der Landwirtschaft, aber immer am Laufenden, was im Stall passiert.“, erzählt die "Eis Greisslerin" – und stellt uns bei dieser Gelegenheit die siebenjährige "Elsa" vor: "Das ist die Chefin, die Leitkuh!" Ein paar Schritte weiter kuschelt sich der braungefleckte Nachwuchs, gerade 3-10 Tage jung, ins warme Heu. Die Rasse spiele übrigens keine Rolle: "Wir sind gerade dabei, auch von den Schwarzbunten ein paar einzustellen, auch ein paar Stück Braunvieh, um den Kunden den Unterschied zwischen den Kuhrassen zu erklären. Aber bei der Milch ist das egal!“
Wir spazieren weiter über den großzügigen Wasserspielplatz, vorbei an noch leeren Tiergehegen und dem romantischen Seerosenteich mit seinen gemütlichen Liegestühlen. Langsam erwacht er aus seinem "Winterschlaf", der süße Eis Greissler, bis Ostern soll er vollständig "wiederhergestellt" sein. Ganze Familien kann er kurzzeitig, so scheint es, restlos glücklich machen: "Wir sagen immer: Mit Eis zaubert man jedem ein Lächeln auf die Lippen…" Zurück im Warmen entdecken wir auf einem kleinen Wandvorsprung zahlreiche Zertifikate und Auszeichnungen. Unter uns, liebe Eis Greisslerin: Wie "bio" sind Sie wirklich? "Die Landwirtschaft ist ein Biobetrieb", erklärt sie, "beim Eis haben wir sechs biozertifizierte Sorten. In dieser Menge, mit diesem Preis und vor allem die Qualität, die wir brauchen, in Bio zu kriegen, ist total schwierig. Und dann ist die Frage: Nehm ich 'Bioerdbeeren' aus Rumänien, oder heimische Erdbeeren, die nicht 'bio' sind?“
Wir sind ein Familienbetrieb und das sollte er bleiben, es soll nicht überall unser Eis geben...
Ja, Prinzipien haben sie, die "Eis Greissler": "Unser angestrebtes Ziel ist noch Innsbruck. Und natürlich: Wenn man schon da draußen ist, sind München und Regensburg auch nicht mehr wirklich weit“, verrät die Chefin mit verheißungsvollem Lächeln. Aber: "Wir sind ein Familienbetrieb und das sollte er bleiben, es soll nicht überall unser Eis geben. Uns ist wichtig, dass die, die unser Eis verkaufen, hinter der Marke stehen und sie nicht als Kundenmagneten nehmen.“ Viel Kraft habe man in den Aufbau der eigenen Eisproduktion gesteckt: "Es war sehr hart. Jeder hat gesagt: Bauern und Eis machen? Das passt nicht!“ Ein Schönbrunner Lokal, damals lieferte man noch unter dem Namen "Der Eisgenuss vom Bauernhof", sollte schließlich für den Durchbruch sorgen. Auch hier sei man zunächst auf Ablehnung gestoßen, aber: "Mit jedem Löffel Eis ist man freundlicher geworden...“ Der Rest ist süße Erfolgsgeschichte. Bis nach Dubai hat sich der gute Ruf des kleinen, feinen Eis Greisslers heute herumgesprochen, lacht Andrea Blochberger: "Ein Scheich war in Wien auf Urlaub, hat das Eis gekostet, uns kontaktiert und nach Dubai eingeladen, weil er es dort verkaufen wollte...“ Man lehnte höflich ab: Zu sehr hätte es der eigenen, betrieblichen Philosophie widersprochen, zudem wäre es an den zu mageren, "typischen Wüstenkühen“ gescheitert.
Dank "Elsa" und ihrem Team läuft die Eisproduktion hier am Hof jedenfalls wie am Schnürchen: Unterirdische Leitungen transportieren die frisch gemolkene Milch direkt vom Stall in die Produktion. Dort wird in sogenannten "Freezern", riesigen Eismaschinen mit rund 20l Fassungsvermögen, cremiges Speiseeis – unter anderem gerade das erste Ziegenkäseeis der Saison! – hergestellt. Verantwortlich für die Sortenvielfalt zeichnen übrigens die Hausherrin selbst und ihr Produktionsleiter, "der Herr Stocker". Neue Sorten würden, soweit möglich, den Winter über geplant, dank kreativer Mitarbeiter kämen während der Saison aber immer wieder welche hinzu. Zurück im entzückenden Shop kosten wir uns schließlich vom brandneuen Leindotter-Chiasamen- bis zum berühmten Butterkeks-Eis. Machen es die modernen, von Sojamilch & Co. regierten Zeiten dem Eis Greissler eigentlich schwer? "Wir haben schon auch andere Sorten, weil es sehr viele Allergiker gibt und immer mehr, die vegan leben. Aber ich glaube nicht, dass es schwieriger wird mit Kuhmilch.“ Als Beispiel reicht sie uns abschließend ein Löfferl Mandel-Heidelbeer-Eis aus Hafermilch – und schmunzelt angesichts unserer ratlosen Blicke: Schmeckt hervorragend, aber… und während wir noch nach den richtigen Worten suchen, bringt es die freundliche "Eis Greisslerin" schlussendlich auf den Punkt: "Wir sagen, es schmeckt 'leerer'. Und genau deshalb glaube ich nicht, dass Kuhmilcheis 'aussterben' wird. Das wird immer bleiben.“
Wie im Bilderbuch!
Der malerische Biohof der Blochbergers, mitten in der grünen, buckligen Welt lädt ein zum Verweilen, Genießen – und natürlich: Eisschlecken! Sehen Sie selbst…