Es gibt komplizierte Rezepte, da nehmen allein die Ingredienzien eine gesamte Seite im Kochbuch ein. Auf der anderen Seite der Koch-Medaille stehen minimalistische Zubereitungen, die mit nur ganz wenigen Ingredienzien auskommen. Womit nicht darüber geurteilt werden soll, ob die Minimalkochkunst beziehungsweise Hochseilkueche besser ist.
Eines ist jedoch gerade bei dem Einsatz von nur wenigen Ingredienzien extrem wichtig: Selbst die kleinste Kleinigkeit sollte von makelloser Qualität sein. Ohne Kompromisse. Ich möchte Ihnen das heute an einem Beispiel demonstrieren, das Sie eventuell auf den ersten Blick nicht ganz für voll nehmen. Es soll nämlich Bandnudeln mit Paradeiser, Basilikum und Parmesan Form. Klingt nach Miracoli-Tag, ist aber ausführlich das Gegenteil: Anspruchsvoll, betörend aromatisch, aufwändig, beeindruckend.
Der Teig ist rasch gemacht: Das Mehl auf eine Platte sieben. Eine Ausbuchtung formen, dort hinein kommen die Eier, das Öl sowie das Salz. Von außen nach innen die Ingredienzien ausführlich mischen, den Teig durchkneten, bis er homogen ist. In Aluminiumfolie einschlagen und eine Stunde in den Kühlschrank legen.
Später können Sie eine handbetriebene Nudelmaschine an der Arbeitsplatte festschrauben. Ein solches Ding gibt es für rund 25 Euro im Küchenladen, und es ist beinahe unverwüstlich.
Zwischen verstellbaren Walzen zu Beginn Teigportionen zu immer dünneren Blättern ausziehen. Mit dem Einsatz für Bandnudeln werden in einem weiteren Arbeitsgang Tagliatelle draus. Zwischen den Arbeitsgängen die Teigblätter immer leicht mit Mehl bestäuben, so ist die Klebegefahr gebannt.
Gekocht werden die Bandnudeln wie jede andere Pasta genauso: Reichlich Salzwasser aufwallen lassen, die Nudeln einfüllen, umrühren, warten, bis das Wasser ein weiteres Mal kocht, dann die Temperatur ein wenig reduzieren. Über den Gar-Zustand gibt die "Nudel-in-den-Mund-Methode" Aufschluss. Die perfekt gegarten Teigwaren durch einen Durchschlag abschütten, in goldgelber Butter schwenken und in vorgewärmte tiefe Teller geben.
Darüber kommt eine Paradeisersauce, die ebenfalls frisch zubereitet wurde, deren Basis voll aromatische Früchte sind Die Österreicher drücken es lyrischer aus, sie sprechen von Paradeisern. Und Recht haben sie: eine geradezu paradiesische Frucht.
Die Vorbereitungen dürften Ihnen bekannt sein: Die Paradeiser blanchieren (überbrühen), abschrecken, die Haut entfernen, vierteln, die Kerne und den Stengelansatz entfernen, das schiere Fruchtfleisch würfeln. Fertig ist das Tomatenconcassee. Die Schalotte schälen und fein würfeln, die Knoblauchzehe (möglichst junge Ware) schälen.
Der Rest ist schneller gemacht als beschrieben: In einer Sauteuse beziehungsweise in einem Reindl feinstes Olivenöl erhitzen, die Schalottenwürfel darin anschwitzen, ohne dass sie Farbe nehmen. Die Tomatenwürfel hinzufügen, ein bis zwei Min. durchschwenken, die Knoblauchzehe durch eine Presse drücken und unterziehen, mit Salz und Pfeffer würzen - Ende der Veranstaltung.
Die Nudeln dampfen im Teller, die Paradeiser mit dem Basilikum kommen in die Mitte und wer möchte, kann jetzt den Nudelgenuss noch mit ein wenig geriebenem Parmesan vollenden. Natürlich ebenfalls hier beste Qualität und frisch gerieben. Heute ist kein Miracoli-Tag: Das riecht man, das schmeckt man, und das sieht man den außergewöhnlich glücklichen Augen an.
Noch ein wenig mehr Glück gefällig' Jetzt rücken Sie doch einen fruchtigen, nicht zu schweren, leicht gekühlten italienischen Rotwein heraus.