Reisen bildet, und dabei muss man nicht einmal bis ans Ende der Welt fahren, um kulinarisch Interessantes kennen und möglicherweise sogar lieben zu lernen. Es gibt heute also keine abstrusen Dinge wie Antilopensteaks, Affenschnitzel bzw. Schlangenfilets, sondern ganz simple Bohnen. Allerdings nicht grüne bzw. weisse; braun sind die Hauptdarsteller meines heutigen Rezeptvorschlags.
Da muss man erst ziemlich alt werden, um in Ostfriesland ein Gericht kennen zu lernen, das in seiner Machart dem Bremer Kohl und Pinkel sehr ähnlich ist: Deftig, herzhaft, eher was für die kalte Jahreszeit und als geselliges Essen mit Bier und Schnaps ebenso gut geeignet wie der große Kohltopf mit den Fleischzutaten.
Die Bohne der Bohnen ist bei Steffens braun. Eine hellbraune Buschbohne, die im eigenen Garten sehr reif geerntet wird. Auf dem Dachboden abtrocknen die Früchte mitsamt Schale über Wochen im Spätsommer vor sich hin - ein uraltes Verfahren der Konservierung. Weit verbreitet war es in Ostfriesland auch, die Bohnen auf langen Zwirnsfäden aufzufädeln und dann aufzuhängen. Das Ergebnis ist bei beiden Verfahren auf der Stelle: Etwas schrumpelige, trockene Bohnen in der Hülse.
Wer Updroegte Bohnen machen will, muss bereits am Vortag anfangen, die trockenen Bohnen brauchen eine gesamte Nacht Einweichzeit.
Die gut gewaschenen Bohnen am Anfang mit der Schere halbieren. Eine Nacht lang einweichen und am darauffolgenden Tag ungefähr zwanzig Min. machen. Abgiessen, ein weiteres Mal abbrausen und mit einem Dreiviertelliter Wasser oder evtl. für alle, die es außergewöhnlich herzhaft mögen - mit Rindsuppe aufwallen lassen. Gestreiften Speck in Scheibchen hinzufügen und das Ganze bei geringer Temperatur im geschlossenen Kochtopf wenigstens zwei, besser drei Stunden leicht wallen. Das Kochwasser ist dabei mit Salz, Pfeffer und Bohnenkraut gewürzt.
In der letzten halben Stunde dürfen ebenfalls die Brühwürste noch ein bisschen baden, in einem zweiten Kochtopf die Salzkartoffeln gardünsten. Es gibt jedoch ebenfalls eine Variante, bei der die Erdäpfeln mit zu den Bohnen gegeben werden. Ich ziehe die getrennte Vorbereitung allerdings vor.
In der Zwischenzeit sind Platten und Backschüsseln vorgewärmt, auf der Platte werden Speck und Würste angerichtet, in eine der Backschüsseln kommen die Erdäpfeln, in die andere die Bohnen, die jetzt so gar nicht mehr updroegt sind. Bevor sie eingefüllt werden, mit einem Stampfer von Neuem kurz durcharbeiten, aber nicht zu Brei vermanschen.
Wieder eine Parallele zum Braunkohl: Auch der sieht nicht unbedingt appetitlich aus, aber wenn man probiert hat, ist das Eis gebrochen.
Das gilt genauso für die bräunlichen Bohnen, die von Neuem genau abgeschmeckt werden. Auf keinen Fall Senf vergessen, auf gar keinen Fall ein Bier und selbstverständlich einen eiskalten Korn - oder evtl. genauso zwei.
Einen Unterschied gibt es zwischen Kohl und Bohnen schliesslich doch:
Der Bordeaux, der zu Braunkohl und Pinkel ein so trefflicher Begleiter ist, käme mir bei den Bohnen ausreichend deplaziert vor.
Aber eventuell geht auch hier kosten über studieren...
Darauf müssen Sie nur noch im kommenden Sommer an die Bohnenernte denken, die Dinger abtrocknen und nach dem ersten Frost gibt es Ostfriesenkost.
Unser Tipp: Verwenden Sie Speck mit einer feinen, rauchigen Note!
köstlich