Foto: Almut Müller Fotolia.com
Vanillekipferl - Das klassische Rezept
Hobby-Koch
5 Sterne
Bunte Packerln unter dem prächtig geschmückten Christbaum, der zarte Duft nach Kerzen und Tannennadeln, vermischt mit einem Hauch Zimt und Honig … Weihnachten liegt in der Luft.
Am bedeutendsten Feiertag der Christenheit versammeln sich die Familien zuhause, genauer gesagt trifft das auf drei Viertel aller Österreicher zu. Beim gemeinsamen Feiern kommt auch das Essen und Trinken nicht zu kurz, denn auch kulinarisch ist dieser Tag, der Heilige Abend, wie kein anderer im Jahr.
Der Heilige Abend gilt als Fasttag und bis zur Christmette sollte kein Fleisch gegessen werden. An den Fasttag halten sich nur wenige, aber ein Viertel der Österreicher bereitet als Fasten-Zugeständnis ein Fischgericht als Weihnachtsmahl und hält sich dabei am liebsten an den Karpfen, den „Fastenfisch“. Am häufigsten allerdings wird ein Fleischgericht als Festessen gewählt, und dabei ist der Truthahn der klare Gewinner. Herrlich, wie er ganz langsam im Ofen brutzelt!
Kekse, Stollen, Kletzenbrot
Weihnachtsgebäck kennt man seit dem 16. Jahrhundert, damals wurden die Kekse nach religiösen Motiven modelliert. Erst im 18. und 19. Jahrhundert ging man zu Sternen, Engeln und Weihnachtsmann über.
Fest oder weich, mit Glasur, mit Füllung oder „nackt“, rund, eckig … Der Lebkuchen ist eine wandelbare Süßigkeit. Das Wort leb kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Heil- und Arzneimittel. Die besten Kräuter aus den Klostergärten wurden für diesen Heilkuchen gepflückt. Sieben Gewürze, damit der Segen Gottes jeden Tag der Woche wirken möge.
Für das Kletzenbrot gibt es unzählige Rezepturen; mit dabei sind vor allem die namengebenden Kletzen (Dörrbirnen), Dörrzwetschken, Aranzini, Nüsse und Neugewürz. Es wird traditionell am Abend vor dem Thomastag, dem 21. Dezember gebacken; erst am Stefanitag darf es angeschnitten werden.
Der Weihnachtsstollen wird zur Erinnerung an die Ermordung der Kinder von Bethlehem gebacken; die Form des mit Zucker bestäubten Stollens soll an den in Windeln gewickelten Jesus erinnern.
Joyeux Noël in Frankreich
Beim weihnachtlichen Festessen, réveillon (Wachsein), schwelgen die französischen Familien in Austern, Pasteten und Dinde aux marons (Truthahn mit Kastanien). Der Festtagstisch wird mancherorts mit drei Tischtüchern gedeckt, als Zeichen für die Dreifaltigkeit Gottes. Ein Muss ist die Foie Gras (Gänsestopfleber), am besten als Boudin Blanc, gefüllt mit Hühner- oder Kalbfleisch. Das süße Finale ist mit der Bûche de Noël erreicht. Verziert mit Schokoladen-Buttercreme sieht diese Roulade aus wie ein Holzscheit und symbolisiert den „Weihnachtsscheit“, der in ländlichen Regionen an Weihnachtstagen im Kamin verbrannt wird. Seine Asche soll Glück bringen. An der süßen Roulade kann sich auch Père Noël, der Weihnachtsmann, nicht verbrennen, wenn er in der Nacht auf den 25. Dezember durch den Kamin saust, um die Schuhe der Kinder mit Geschenken zu füllen.
God Jul in Norwegen
Der Heilige Abend wird in Norwegen eingeläutet: Um 17 Uhr läuten die Glocken in allen Kirchen des Landes eine halbe Stunde lang. Der Festtag wird in der Familie gefeiert und mit norwegischen Spezialitäten wie dem lutefisk. Dazu wird ein Stockfisch so lange gewässert, bis seine Konsistenz gallertartig ist. Verschiedene Gerichte aus Schweinefleisch bilden traditionell die Hauptmahlzeit am Heiligen Abend. Auf keinen Fall dürfen die Kekse fehlen, nach altem Brauch mindestens sieben verschiedene Sorten, flankiert vom Julekaker, dem Christstollen. Und die Geschenke? Die bringt der Julenissen, eine Mischung aus Heinzelmännchen und Nikolaus.
Wesołich swiat in Polen
Am 24. Dezember wird in Polen den ganzen Tag über gefastet; erst wenn der erste Stern am Himmel leuchtet, kann das Festmahl beginnen. Zu Beginn werden Oblaten - kunstvoll verziert mit Szenen aus der Weihnachtsgeschichte - gebrochen und miteinander gegessen. Dieses Ritual symbolisiert das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern; denn das Festessen soll ein Mahl der Versöhnung und der Liebe sein. Nach diesem Zeremoniell folgen zwölf Gänge - ein Gang für jeden der Apostel. Auf Fleisch wird verzichtet, jeder Gang überrascht mit einer neuen köstlichen Fischvariation. Ein zusätzliches Gedeck kommt auf den Tisch: für einen Gast, der vielleicht unerwartet kommt; und einen süßen Mohnknödel gibt es für ihn dann sicherlich auch noch.
Merry Christmas in Großbritannien
Die Gans, der Vogel des hl. Martin, musste Platz machen: Heute bildet der Truthahn das Herzstück des britischen Weihnachtsessens, übrigens die weltweite Nummer 1 unter den Weihnachtsgerichten. Doch weder Eierpunsch noch Kekse konnten den Plumpudding verdrängen. Seine Zubereitung geht auf eine Legende zurück: Als sich Maria mit Josef nach Bethlehem aufmachte, schüttete sie alle Vorräte, auch die Brotreste, in einen Topf, kochte daraus ein Mus und nahm es mit auf die Reise. Im Stall in Bethlehem leerte einer der Hirten Schnaps über das Mus und zündete es an, um es zu erhitzen.
Und noch etwas Süßes: Wird ein Mädchen unter einem Mistelzweig angetroffen, darf sie keinen Kuss verwehren.
Buon Natale in Italien
24 Stunden vor dem Heiligen Abend wird in Italien streng gefastet. Beim abendlichen Festmahl kommt im Norden des Landes mit Vorliebe Geflügel auf den Tisch, im Süden hält man sich an Edelfische. Für das Weihnachtsfest wird der Panettone gebacken, ein Germkuchen mit Mandeln oder Rosinen oder gefüllt mit Cremen. Ein traditioneller neapolitanischer Nachtisch sind die Roccocco-Kekse: Mandelkekse werden in einen schweren Rotwein, den lacrime des Gesu (Jesustränen vom Hang des Vesuv) getunkt. In Italien müssen die Kinder - wie auch in Spanien und Portugal - bis zum 6. Jänner auf ihre Geschenke warten; bis die Hexe Befana auf der Suche nach dem Christuskind durch den Schornstein saust, bepackt mit Geschenken.
Autor: Anneliese Kainer